Ausgefeuzt

«Lass uns einen Rivella Martinetti heben. Auf die Fantasie, auf ewigen Pubertärhumor und auf alles, was da noch kommen möge!» (Der Nachbar)

Mit diesem Text verabschiede ich mich vom «Bund» und trete eine neue Stelle an bei SRF2 Kultur. Merci, Chef (nicht verwandt), dass du mir den Poller-Schabernack hast durchgehen lassen. Merci, «Bund»-Redaktion, für 13 schöne, lustige und lehrreiche Jahre, und merci Ihnen, geneigte Leserschaft, die sich immer mal wieder nach dem Wohlergehen des Nachbarn erkundigt hat. Er war ausnehmend erfreut darüber. Ich auch.

Herzlichst, Ihre Frau Feuz

Narzisstische Augenbrauen

Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Feuz, was treibst du?
Frau Feuz: Ich guck meine Augenbrauen im Spiegel an.
Nachbar: Wieso das denn?
Frau Feuz: Ich will herausfinden, ob ich eine Narzisstin bin.
Nachbar: Und wieso guckst du dafür deine Augenbrauen an?
Frau Feuz: Weil kanadische und amerikanische Psychologinnen eine Studie herausgegeben haben, in der sie darlegen, dass man Narzissten an den Augenbrauen erkennen kann. Sag mal, Nachbar, hast du das Gefühl, dass ich eine Narzisstin bin?
Nachbar: Na ja. Du sprichst ausschliesslich von dir selber, bist manipulativ, musst immer recht haben …
Frau Feuz: Hatte ich das etwa mal nicht?!
Nachbar: … hast Starallüren …
Frau Feuz: «Der grösste Kummer in meinem Leben ist, dass ich mich niemals selber live bei einem Auftritt sehen kann», Zitat Kayne West. Geht mir genau gleich.
Nachbar: … du kannst nicht zuhören, von dem her …
Frau Feuz: Ich bin also keine Narzisstin. Danke, Nachbar. Immer gut, eine andere Meinung zu hören. Aber genug über mich geredet. Wie findest du mich so?
Nachbar: Heute bist du ja noch unerträglicher als sonst, Feuz. Wie kommts?

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 15.7.21) gibst hier zu lesen.

«Wir lassen die Feuz für Sie raus»

Frau Feuz erfindet ein neues Geschäftsmodell für die Poller-Kolumne.

Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Sag mal Feuz, wie läufts mit der Vendetta gegen das Steueramt? (Siehe Poller vom 2. Juni)

Frau Feuz: Gut läufts! Einer der Herren Steuerverwalter, der offenbar seine Leber behalten will, hat mir geschrieben, dass ich Anfang Juli mein Geld bekomme. Und was lernen wir daraus? Öffentliche Anprangerung funktioniert. Vielleicht sollte ich daraus ein Businessmodell entwickeln.

Nachbar: Wie stellst du dir das vor?

Frau Feuz: Poller-Kolumnen verkaufen. Wer sich über etwas aufregt, der oder die soll sich bei mir melden, ich schreib dann eine Kolumne dazu. Ich seh schon meine künftige Visitenkarte «Frau Feuz – CEO of Brandmarking and Schmähinvestment». Hach. Und dann die ganzen Werbesprüche. «Feuz, genau, was der Doktor verschrieben hat», «Wir lassen die Feuz für Sie raus», ah nein, jetzt hab ichs: «Feuz, die zarteste Versuchung, seit es Beschimpfungen gibt». Ist das gut, oder ist das gut?!

Nachbar: Der «Blick» hat gerade angerufen. Er möchte seine Strategie zurück.

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 24.6.21) gibts hier zu lesen

«Hundsfottige Hyänen»

Frau Feuz auf Rachefeldzug gegen die Steuerverwaltung.

Frau Feuz: SCHERGEN! BLINDSCHLEICHEN! GARSTHAMMEL! DICKSÄCKE!
Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Was ist denn bei dir unten los, Feuz?!
FF: Ich übe. NIEDER MIT DIR, BRUT DER FINSTERNIS!
NB: Und was genau übst du?
FF: Rachefeldzug.
NB: Gegen wen?
FF: Die Steuerverwaltung.
NB: Aha. Und warum?
FF: Weil die mir das Leben zur Hölle macht. HINFORT MIT EUCH, IHR HUNDSFOTTIGEN HYÄNEN!
NB: Diese Schiller-Nummer nennst du Rachefeldzug?! Feuz, wir müssen an deinem Gewaltpotenzial arbeiten.
FF: Der Schlämperlig ist mächtiger als der Sackhegel. Ausserdem kann ich auch anders. Ich hab gestern «Kill Bill» geschaut und weiss jetzt, wies geht.
NB: Ähä. Vor drei Wochen hattest du einen halben Nervenzusammenbruch, weil du ein Gramm Ameisen ins Jenseits befördert hattest. Und jetzt willst du eine Vendetta anzetteln? Was genau willst du denn tun ausser fluchen? Jemanden schubsen?

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 2.6.21) gibts hier zu lesen.

Massenmord im Wohnzimmer

Frau Feuz: IN NOMINE PASTA ET FILET ET SPIRITUOSEN SANCTI, ALOAH.
Nachbar: (durchs Loch in der Küchendecke): Feuz, was ist denn bei dir unten los?!
FF: Ich bete.
NB: Aha. Und seit wann suchst ausgerechnet du himmlische Unterstützung?
FF: Seit ich auf die dunkle Seite der Macht gewechselt habe.
NB: ?
FF: Ach Nachbar. Ich bin doch grundsätzlich ein friedfertiger Mensch, der versucht, keinem was zu tun. Und nun bin ich zur Massenmörderin mutiert. Ich werde im ewigen Fegefeuer schmoren. Oder direkt in die Hölle hinabfahren, wo der ganze Tag Salsa läuft.
NB: Zum Henker, Feuz, was ist los?
FF: Eine sechsspurige Ameisenautobahn durch mein Wohnzimmer war los. Und die ist jetzt eben nicht mehr los.
NB: Du hattest Ameisen in der Wohnung?
FF: Ja. Hatte. Vergangenheit. Aus, Ende, Schluss. Die Antennen abgegeben, die sechs Stiefelchen unters Bett gestellt, den irdischen Thorax abgestreift, in Einerkolonne in die ewigen Jagdgründe marschiert. Wegen mir. Und nun plagt mich das schlechte Gewissen. Dabei hatte ich alles versucht, damit es nicht so weit kommen musste. An die Vernunft appelliert, Free Hugs angeboten, Jerusalema getanzt, Strassensperren errichtet, gefleht, geweint, gedroht, aber nichts half. Und jetzt sind sie nicht mehr.

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 8.5.20) gibt’s hier zu lesen

Isaac Newton vs. Chuck Norris

Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Feuz, es ist so still bei dir unten. Was treibst du?

Frau Feuz: Ich denke nach.

NB: Ui. Dabei ist ja noch selten was Schlaues rausgekommen.

FF: Ach Nachbar. Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Kann ich sein wollen und was ist die beste Ich-Version? An wem soll ich mich orientieren?

NB: Herrje Feuz. Liegen die drei Kilo Schokoladenosterhase auf? Also wenn du unbedingt ein Vorbild brauchst, wie wärs mit Isaac Newton, einem der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten? Er beschrieb unter anderem Gravitations- und Bewegungsgesetz und legte den Grundstein für klassische Mechanik. Ausserdem erklärte er, wie Licht und Regenbogen funktionieren. Diverse seiner Erkenntnisse hatte er übrigens innerhalb eines Sommers, als er wegen Pest-Alarm nicht an der Uni sein konnte, sondern zu Hause auf dem Gut seiner Mama festsass.

FF: Innerhalb eines Sommers?! Das lässt mich jetzt nicht exakt besser fühlen. Wir zwei sitzen seit einem Jahr zu Hause und haben was genau zustande gebracht? Herausgefunden, dass sich Schnapsladen, Kühlschrank und Altglassammlung mit einem gleichschenkligen Dreieck verbinden lassen. Die direkte Gerade vom Sofa ins Bett inklusive Fallhöhe berechnet.

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 7.4.21 ) gibts hier

Kalter Krieg in der Badewanne

Frau Feuz (sitzt in der Badewanne und singt mit Verve): Ich möchte ein Fischlein sein / das wär’ wunderbar / dann müsste ich nicht mehr schrei’n / alles wär so klar / Fischlein müssen nie …

Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): …FEUZ!! HUNDERTTAUSEND HEULENDE HÖLLENHUNDE, hör auf der Stelle auf mit diesem Gekrächze, das klingt, als ob man einen Papagei steinigen würde!

FF: Pah, keinen Sinn für die hohe Kunst, der olle Herr Nachbar. Noch nie von Bianca Castafeuze, der milanesischen Nachtigall, gehört, wie?

NB: «Milanesische Nachtigall», ähä. Eine Nachtigall nach einem siebenfachen Luftröhrenschnitt vielleicht.

FF: Herrje. Welche Flunder ist denn dir über die Leber geschwommen?

NB: Seit Tagen sitzt du nur in der Badewanne, tust das, was du singen nennst, und raubst mir damit den letzten Nerv. (Ein blubberndes Geräusch ertönt.) Was war das denn?

FF: Ich spiele Kalter Krieg.

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 17.3.) gibts hier zu lesen.

Asoziale Fasnachtströten

Frau Feuz versucht sich in Heimfasnacht und zettelt eine Fehde an.

Frau Feuz: ALAAAAAAAFFFFFFF!!
Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Feuz, was zum Teufel ist denn bei dir unten los?
Frau Feuz: Ich feiere Fasnacht.
Nachbar: Du bist Fasnächtlerin???
Frau Feuz: Nein, nicht wirklich. Aber in Luzern haben sie Staatstrauer ausgerufen und in
Basel stehen sie kurz vor dem kollektiven Selbstmord. Da kann man sich doch auch mal
bisschen solidarisch zeigen, nicht?! ALAAAAAAFFFFFFFF!
Nachbar: Du weisst aber schon, dass man «Alaaf» in Köln rumschreit und nicht in der
Schweiz, oder?!
Frau Feuz: Ach, Alaaf, Ahoi, Urknall, Karneval, Fasnacht, Fasching, fünfte Jahreszeit, ist doch alles Hans was Heiri, MORGESTRAAAAAAICH, VORWÄRTS, MARSCH!! Ich mach jetzt eine Cortège von der Küche ins Wohnzimmer, dort löte ich drei Liter Kafi Zwetschgenlutz und werfe Konfetti durch die Gegend.Dann weiberfasnachte ich mit Pauken und Trompeten ins Gästezimmer mit Zwischenstopp im Entree beim Holdrio Stand, dann sühudiumzuge ich Richtung Schlafzimmer, dort flötle ich bisschen am Piccolo rum und zum Endstreich schunkle ich wieder zurück in die Küche.

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 17.2.21) gibts hier zu lesen

Danke, Ihr Feuzität!

Frau Feuz bedankt sich beim prominenten Namensvetter für die erhebenden Zeitungsüberschriften.

Nachbar (NB) durchs Loch in der Küchendecke: Feuz, was machst du?
Frau Feuz (FF): Psst, Ruhe! Ich schreib dem Feuz einen Brief.
NB: Deinem Chef?
FF: Nein, dem anderen. Dem Skifahrer.
NB: Und warum?
FF: Ich will mich bedanken.
NB: Ach ja? Ich habe gemeint, dass es dich nervt, wenn immer alle fragen, ob du mit ihm verwandt seist.
FF: Ja schon. Aber gleichzeitig les ich derzeit dank ihm so nette Dinge über mich in der Zeitung. «Feuz – die Krönung des Genies» oder «Feuz im Reigen der Allergrössten». Und hier, schau mal: «Feuz und das Monster», das wärst dann wohl du, hihi.
NB: Pfff. Du weisst aber schon, dass mit diesen Überschriften nicht wirklich du gemeint bist, oder?
FF: Ach, papperlapapp. Da muss man jetzt auch mal ein bisschen grosszügig sein. Feuz ist Feuz. Der Name klingt halt einfach auch schon toll. «Feuzzzzz», da steckt Dynamik drin, Energie, Schneid, Verwegenheit, Courage…
NB: Für mich klingt das eher nach rotem Filzhut.
FF: Bullshit, wie der Zürcher sagt. Aus dir spricht der pure Neid. Das prallt an mir ab wie eine Schneeflocke am Käsedress. «Feuz trotzt allen Widrigkeiten», «Vor Feuz verneigt sich sogar der Herminator», das find ich richtig gut. Könntest du dich künftig bitte auch vor mir verneigen? Und mich mit «Ihre Majestät» ansprechen? Oder noch besser: «Ihre Feuzität»?

Die ganze Poller Kolumne in Der Bund (28.1.21) gibst hier zu lesen.

Homeoffice am Arschlekkeri

Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Feuz, kann ich dich was fragen?
Frau Feuz: Nein!
Nachbar: Was ist denn mir dir los? Schlechte Laune?
Frau Feuz: Druck. Ich muss morgen eine Kolumne abgeben und habe erst drei Wörter geschrieben.
NB: Und die wären?
FF: «Giraffe im Schützengraben.»
NB: ???
FF: Job verfehlt halt. So wie ich.
NB: Ach komm schon, Feuz. Du packst das. Hast du doch früher auch immer.
FF: Nichts ist mehr wie früher. Nicht mal mehr auf die finnische Inspiration ist Verlass.
NB: ???
FF: Früher ist man im Fall von Einfallslosigkeit für ein paar Tage nach Helsinki gedüst. Dort konnte man an irgendeinem heruntergekommenen Bartresen problemlos drei Stunden lang in eine Wodkaflasche starren, ohne auch nur ein Wort wechseln zu müssen. Nein, das ist nicht tragisch, sondern kontemplativ. Schweigen, saufen, zwischendurch in die Sauna oder einen Gummistiefel durch die Gegend werfen. Die reinste Erholung! Epiphanien à gogo hatte ich da. Aber jetzt sollen die Finnen ja plötzlich nicht mehr wortkarg sein, sondern reden wie Bücher. Und anstatt mit stoischer Verzweiflung, Schnaps und Heavy Metal den Abgründen dieses Undings, das sich Leben nennt, nur so häbchläb trotzen zu können, sollen sie nun das glücklichste Volk der Welt sein?! Ja Himmelherrgott, macht denn hier eigentlich jeder einfach, was er will?!

Die ganze Poller-Kolumne (Der Bund 20.11.20) gibts hier zu lesen