Noch mal 50 Jahre, bitte

Nein, eine Boyband kann man das wohl nicht mehr nennen, wenn das jüngste Mitglied 58 Jahre alt ist. Aber Herzen erobern können sie nachwievor. Die Rede ist von der legendären Garagerock-Band The Sonics, die gestern Abend einen vollen Dachstock bespielte und trotz ansatzweiser Hüftsteife Tanzfreude aufkommen liessen. Vor 50 (!) Jahren veröffentlichten die Herren ihr erstes Album «Here are the Sonics», wobei der krachende Low-Fi-Rock’n’Roll Zeitgenossen einigermassen ratlos zurückliess – zu primitiv, zu scherbelig und zu kompromisslos spielte das Quintett aus Tacoma, Washington seinen Garagerock. Ein kommerzieller Durchbruch wollte sich nicht einstellen und so lösten sich The Sonics acht Jahre später offizielle auf. In eingefleischten Kreisen und nicht zuletzt während der Punk-Explosion in den späten 70er-Jahren galt der rohe und übersteuerte Klang der Sonics-Songs aber als Massstab und zudem hatten die Mannen mit Songs wie «Strychnin», «Psycho», «The Witch» und «Louie, Louie» wahre Hymen geschaffen, die in jede gut sortierte Plattensammlung gehören.

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Mehr zum Dachstock-Konzert von The Sonics gibt’s hier:
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«Ein wunderprächtiges Arschloch»

Bereits in den ersten drei Folgen von «Experiment Schneuwly» fiel dieser Hansjörg Schneuwly (Matto Kämpf) als äusserst unsympathischer Zeitgenosse auf, der unter Alkoholeinfluss zu Gewaltausbrüchen neigt, ansonsten vorzugsweise apathisch in der Couch versinkt, Kinder unhygienisch findet und seiner Frau Margrith (Anne Hodler) erklärt, sie gehöre eigentlich in die geschlossene Anstalt. Diese wiederum ist an Biederkeit kaum zu überbieten, glänzt mit unsäglichen Kleiderkombinationen und künstlichen Fingernägeln in Überlänge und lässt ihren unterdrückten (Ehe-)Frust höchstens in der Küche beim Backen an den Eiern aus. Die Schneuwlys sind Protagonisten der satirischen Dokusoap «Experiment Schneuwly», wobei Kämpf und Hodler ein stockkonservatives Bünzli-Ehepaar geben, das sich in den 20 Minuten dauernden Episoden jeweils auf ein Experiment einlässt und dabei von Herrn Schneeberger und seinem Filmteam begleitet wird.schneuwly

Mehr über «Experiment Schneuwly» und die erste Episode der zweiten Staffel gibt’s hier:
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Schlitzohriger Schalk

In ihrem neuen Programm «Zunder» entzücken Schertenlaib & Jegerlehner mit schräg-poetischen Mundart-Liedern und melancholischem Witz.

Sowohl Fels in der Brandung als auch Klumpenrisiko sei er, sagt Jegerlehner über Bühnenpartner Schertenlaib. Seit 12 Jahren sind Gerhard Tschan und Michel Gsell als musikalisches Kabarettisten-­Duo Schertenlaib & Jegerlehner unterwegs und unterhalten mit liebevoll-skurrilen Liedern und poetisch-melancholischen Gedichten. «Zunder» heisst das neue Programm der Multiinstrumentalisten – und dieser Titel passt insofern bestens zum dritten Bühnenstück der Salzburger-Stier-Preisträger, als dass beide gerne verbal zeuseln.
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Im richtigen Leben seit der Schulzeit befreundet, benehmen sich Schertenlaib & Jegerlehner auf der Bühne wie ein altes Ehepaar. Man liebt und neckt sich, kennt jede Macke des anderen, regt sich auf und ärgert einander absichtlich, um sich zum Schluss dann doch wieder in den Armen zu liegen.
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