Elektronisches zwischen Kakteen

Im Botanischen Garten wird die Adventszeit etwas anders gefeiert. Zwar leuchten auch hier Lichter dem Suchenden den Weg durch den BoGA zum Sukkulentenhaus, dort landet man aber nicht an Jesus’ Krippe sondern bei überdimensionalen Kakteen und elektronischen Klängen. Im Rahmen der Reihe ADV3NT, welche die Herren von Everest Records ins Leben gerufen haben, bedienen Klang-Künstler jeweils sonntags ihre Gerätschaften zwischen Agaven und Kakteen. Gestern tat dies Bigeneric aka Marco Repetto, der während einer Stunde ambiente Elektro-Klänge zu einer sphärischen Landschaften zusammenbaute.

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Das Sukkultentenhaus bietet eine Kulisse sondergleichen für das ADV3NT-Unterfangen, zumal man umgeben von Kakteen, Agaven, Milchbaum und anderen Dickfleischern plötzlich auch in den elektronischen Klanglandschaften organische Spuren zu erkennen glaubt.

Mal wähnt man sich auf hoher See, hört Wellen rauschen, Möwen kreischen, Taue ächzen und Segel im Wind flattern. Dann wieder hämmert ein Buntspecht gegen einen Baum, ein Kojote heult sehnsüchtig in der Distanz und eine Klapperschlange richtet sich rasselnd auf – einwandfreies Kopfkino.

Dass Pflanzen auf Klänge reagieren, ist ein physikalischer Fakt. In jeder Pflanzenzelle befinden sich Membranen, die auf Schallwellen reagieren, was sich wiederum auf das Wachstum von Pflanzen auswirkt. Gemäss dem französischen Physiker und Musiker Joel Sternheimer ist dabei die Klangfarbe entscheidend: Sanften Klassiktönen wird wundersame Wachstumswirkung nachgesagt, Heavy Metal hingegen lässt die Gewächse eher verkümmern. Wie sich elektronische Klanglandschafen auf Sukkulenten auswirken, konnte gestern nicht eruiert werden. Sich die dickfleischigen Blätter durchmassieren zu lassen von einer tieftonigen Schalwelle, kann so verkehrt aber auch nicht sein. Beschwert hat sich jedenfalls keiner von den stacheligen Kollegen.

In der ADV3NT-Reihe treten am 13.12. Simon Grab (ZH) und am 20.12. Bruno Spörri (ZH) und Julian Sartorius (local hero) im Sukkulentenhaus im Botanischen Garten auf. Barbetrieb «Naschmarkt» jeweils 17 – 19h, Konzertbeginn 17:30h.