Der Debut-Roman «Aareschwimmen» des Berner Autors Tony Dreher ist ein süffiger Krimi mit internationalem Touch.
Journalist Mike Honegger tut das, was Berner in heissen Sommern gerne tun: Aareschwimmen. Allerdings wird das Vergnügen rasch zum Schrecken, denn am Flussufer wird eine männliche Leiche gefunden. Seltsamerweise taucht in den nächsten Tagen keine Meldung in den Medien auf, welche auf den Toten verweisen würde und auf Nachfragen wird Honegger bei der örtlichen Polizei rüde abgewimmelt. So beginnt der 25-Jährige mit eigenen Recherchen, muss aber bald einmal feststellen, dass er sich damit in Lebensgefahr begibt.
Derweilen staucht in der amerikanischen Botschaft in Bern Vorgesetzte Ella Branson ihre beiden Geheimagenten David Reynolds und Rick Perez zusammen, weil diese den Kontakt zu einem Informanten namens Larry verloren haben. Larry hätte Informationen bezüglich Waffendeals liefern wollen, bei denen die Schweiz offenbar als Drehscheibe fungiert. Bloss, warum meldet sich Larry nicht mehr?
«Ist ja wie in einem Bond-Film!» hält ein Hacker mit dem Pseudonym Spider an einer Stelle in Tony Drehers Debut-Roman «Aareschwimmen» fest. Tatsächlich vermag es Dreher, der selber seine Kindheit in Mexiko Stadt verbracht und ein Studium in Physik und Ingenieurwesen in den USA absolviert hat, seiner mehrheitlich in Bern situierten Handlung Internationalität zu verleihen. Eindrücklich wird gezeigt, wie weit der Arm von NSA und CIA reicht, wenn in einer kleinen Solothurner Fabrik Komponente für Massenvernichtungswaffen auftauchen. In «Aareschwimmen» prallt die Welt von eingeschweissten Satellitentelefonen in toten Briefkästen auf ländliches Dorfgefüge, ausgebildete SEAL-Sonderkommandos mit Kampferfahrung aus Irak oder Afghanistan werden mit knorrigen Originalen aus Wengen kontrastiert. Geschickt montiert Dreher dabei die beiden Handlungsstränge von jungem ehrgeizigen Lokal-Journalist und internationalen Agenten und lässt dabei auch viel Phantasie walten, etwa wenn er eine Trojanerbrücke erfindet – eine Brücke, welche die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Spionageprogrammen auf einem Computer ermöglicht – oder aber ein fiktives weitläufiges Labyrinth unter dem Bundeshaus beschreibt.
«Aareschwimmer» ist ein packender und süffiger Krimi, in dem Vertreter von Regierung, Industrie und Banken beim Waffenschmuggel gemeinsame Sache machen. Im Zeitalter von neuem Nachrichtendienstgesetz (Der Bund vom 8. September) behandelt Drehers Krimi zudem ein durchaus aktuelles Thema und stellt dabei ein realistisches und beängstigendes Szenario auf, in dem die Schweizer Justiz am kürzeren Hebel sitzt, wenn Washington plötzlich «übergeordnete Interessen» anmeldet.
Tony Dreher «Aareschwimmen», Gmeiner-Verlag, 278 Seiten, ca Fr. 15.-
Der Bund, 16.9.15