Berührend und beschämend

Die Pygmäen in Zentralafrika, die Aborigines in Australien, die Tuareg in den Wüsten Nordafrikas, die Guarani in den Regenwäldern des Amazonas oder die Inuit im Polargebiet: Rund vier Prozent der Weltbevölkerung gehören einer sogenannten indigenen Ethnie an, also einer Gemeinschaft, die seit langer Zeit in einem Land lebt, dort aber nicht die nationale Regierung kontrolliert. Bis 2007 erfuhren Indigene keine besondere Unterstützung auf internationaler Ebene, erst mit der UNO-Deklaration über die Rechte indigener Völker änderte sich dies. Diese Deklaration feierte diese Woche ihren 10 Geburtstag.

Auch das Volk der Samen in Lappland gehört zu einer Minderheit, deren Alltag lange Zeit von Diskriminierung und Ausgrenzung geprägt war. Diese Woche lief in der Schwedischen Filmreihe in der Cinématte mit «Sami – A Tale from the North» ein berührender Film, der schonungslos aufzeigt, wie die kleine indigene Gemeinde, deren Siedlungsraum sich im hohen Norden von Norwegen bis Russland erstreckt, tagtäglich mit Vorurteilen, Erniedrigung und Rassismus zu kämpfen hatte.

Im Schweden der 1930er-Jahre besucht Elle Marja (ausdrucksstark: Lene Cecilia Sparrok) zusammen mit ihrer kleinen Schwester (Mia Sparrok) eine Internatsschule für Samen. Täglich wird sie auf dem Schulweg gedemütigt, beschimpft, psychisch und auch physisch versehrt. Kein Wunder träumt Elle Marja von einem «schwedischem Leben», also einem Leben in welchem sie nicht aufgrund ihrer Sprache, Kleidung und Herkunft schikaniert wird. Als sie realisiert, dass ihr Berufswunsch – Elle Marja möchte Lehrerin werden – sich nicht erfüllen kann, weil die Ausbildung an einem samischen Internat als minderwertig betrachtet wird, flieht das willenstarke Mädchen nach Uppsala, verneint fortan seine Identität und bricht mit seiner Familie.

Es ist ein starker Film, den Amanda Kernell mit «Sami – A Tale from the North» vorlegt. Einerseits besticht er mit fantastischen Landschaftsaufnahmen nordschwedischer Kargheit, andererseits zeigt er aber auch schonungslos auf, mit welchen Werkzeugen indigene Völker unterdrückt werden: Ausgrenzung und Demütigung, wobei oftmals mit «wissenschaftlichen» rassenbiologischen Untersuchungen argumentiert wird. Es ist ein Film der wehtut, ein Film der einem die Schamesröte in die Wangen treibt. Und zwar nicht einfach nur wegen den Vorkommnisse in Lappland, sondern ganz allgemein darüber, dass es überhaupt eine UNO-Deklaration braucht, die Minderheiten schützt.

Ausserdem in der Schwedischen Filmreihe in der Cinématte: «The Girl who saved my life» (SO 17.9.), neue Kurzfilme (MO 18.9.), «Eternal Summer» (22./23.9.) Stockholm Stories (24./29.9.)