3x Strophe und Hey-Baby-Refrain

Robert Butler vollführt mit seiner Band The Shit ungeschliffenen Garage-Rock nach dem Humor-Prinzip.

Schalk blitzt in seinen Augen, wenn er Geschichten erzählt und ausgiebig über sein Lieblingsthema referiert: den Rock ’n’ Roll der 50er- und 60er-Jahre. Der gebürtige Amerikaner Robert Butler ist ein unterhaltsamer Geselle, in der Berner Musikszene bekannt wie ein bunter Hund und generell in der Kreativ-Abteilung zu Hause.

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Eine Liebesgeschichte war es, die den heute 48-Jährigen damals von Kalifornien nach Bern gelockt hat. Allerdings war es keine klassische Mann-Frau-Konstellation, sondern vielmehr die Liebe zwischen dem Berner Kollektiv Project Blue rund um den Untergrund-Künstler Dirk Bonsma und der amerikanischen Garagerock-Band The Miracle Workers, bei der Butler den Bass bediente. 1987 trafen die beiden Lager zum ersten Mal bei einem Konzert im Theater National aufeinander, auf den ersten Besuch folgten weitere, die Freundschaft wurde inniger, und irgendeinmal wurde Robert Butler im Project-Blue-Hauptsitz – einem Bauernhof nahe Schüpfen – ein eigenes Zimmer angeboten. Er habe eigentlich nur ein paar Monate bleiben wollen, sagt Butler, nun lebt er seit 22 Jahren in Bern.

Im Project-Blue-Umfeld fand Siebdrucker Butler Gleichgesinnte, mit denen sich musizieren liess. Die brettharte Psychedelic-Truppe Bishop’s Daughter sollte dabei nicht die einzige Formation bleiben, in welcher Butler mittat. «Ich habe in einer absurden Menge an Projekten mitgespielt, von denen nie jemand gehört hat», erzählt er lachend. An die 20 dürften es bis heute sein, wobei einige davon mit dem Haudrauf-Bruder im Geiste Beat-Man in Angriff genommen wurden. Daneben war Butler aber auch bei bekannteren Unterfangen tätig, etwa bei The Come n’Go oder King Pepe.

Die Essenz des Musizierens

Zurzeit wird Gitarrist und Sänger Butler vor allem von einem Unternehmen stark vereinnahmt: The Shit. Die 2010 gegründete Männer-Combo, die dem ungeschliffenen Garage-Rock frönt und bei der sich illusteres Personal wie etwa Pit Lee (Ray Wilko, Da Cruz), Philip Thöni (Unhold, The Fuckadies), Franz Hausamann (The Come n’Go), Roland Bucher und Christian Aaregger (beide Blind Butcher) tummelt, hat soeben ihr zweites Album herausgegeben. Es sei definitiv eine gewisse Portion pubertärer Humor mit im Spiel, wenn man seine Band The Shit taufe und dem zweiten Album den Namen «Number 2» verpasse, gesteht Robert Butler freimütig und grinst dabei über beide Ohren. (Anmerkung: Im Englischen wird beim kleinen Toilettenbesuch von Number 1, beim grossen von Number 2 gesprochen.)

Im Übrigen habe er auch die Bandmitglieder nach dem Humorprinzip ausgesucht, sagt Butler, denn das Leben sei definitiv zu kurz, um mit missmutigen Pappnasen zu musizieren. Allerdings sei es nicht ganz einfach gewesen, Leute zu finden, welche überhaupt so stupide Musik spielen wollten, erklärt Butler heiter, denn die Kernsubstanz von Rock ’n’ Roll sei ja lächerlich simpel, aber gerade deswegen sei diese Musik doch so vergnüglich. «Die heutige Indie-Musik ist dermassen ernsthaft, dass die Essenz des Musizierens verloren geht», sagt Butler. «Es geht doch darum, Spass zu haben und das funktioniert mit 1, 2, 3, 4, drei Mal Strophe und Hey-Baby-Refrain einwandfrei.»

Eine umtriebige Wundertüte ist er, dieser Robert Butler. Am Läuferplatz betreibt er mit Mister Butler sein eigenes Siebdruck- und Grafik-Atelier, zusammen mit Beat-Man führt er in der Rathausgasse einen Plattenladen, daneben ist er Sendungsmacher beim Internet-Sender Piratenradio, in seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit Geheimbund-Symbolik, und 12 Jahre lang galt er als der Unterhosen-König schlechthin, weil er unter dem Namen Panti Christ Damenslips mit Siebdruck-Technik verschönerte. Höchstens wenn er deprimiert sei, denke er manchmal daran, in die USA zurückzukehren. Aber das sei er zum Glück nie lange. Und so wird er Bern wohl noch ein Weilchen erhalten bleiben, Rock-’n’-Roll-Entertainer Butler.

ISC, The Shit, Plattentaufe, Samstag 10. 10., 22 Uhr, im Rahmen des 45-Jahr-Jubiläums des Internationalen Studentenclubs Bern.

Der Bund, 8.10.15