Kurzfilm-Wettbewerb Sans-Papiers

Stellen Sie sich vor: Sie möchten in die Ferien verreisen – eine Flugreise nach Schottland soll es sein, denn sie mögen Whiskey, Schafe und schlechtes Wetter. Sie buchen im Internet einen Flug, dazu benötigen Sie eine Passnummer und eine Kreditkarte. So ganz ohne Sackgeld will man ja dann auch nicht losziehen, also zotteln Sie Richtung Bank, wo Sie ihren Personalausweis und Ihre Bankkarte vorweisen müssen, damit Sie die das Geldinstitut mit schottischen Pfund in der Tasche wieder verlassen können. Ist der Reisetag endlich gekommen, fahren Sie mit dem Zug zum Flughafen und zeigen unterwegs dem Kontrolleur ihr Halbstagsabonnement. Am Flughafen selber gilt es bei der Sicherheitskontrolle wiederum Identitätsdokument und Boarding-Pass vorzuweisen, haben Sie keines davon, endet die Reise wohl eher im ungemütliche Büro der Flughafenpolizei und nicht in Schottland.

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Ferientrip planen – ein Luxusproblem sondergleichen. Nichtsdestotrotz verdeutlicht dieses harmlose Szenario Folgendes: Heute reicht Menschsein alleine nicht mehr, um als Mensch anerkannt zu werden. Heute gehört eine ganze Anzahl Nummern und Papiere dazu, damit man ein «gültiger Mensch» ist. AHV-Nummer, Mietvertrag, Krankenkassennummer, Bankkontonummer, Reisepass, Niederlassungsausweis, Blutgruppenausweis, Halbtagsabonnement, undsoweiterundsofort. Fehlen die Papiere, wird es schwierig, der Mensch dahinter geht vergessen und wird zum Phantom-Dasein verdammt.

Damit genau das nicht passiert, wurde vor 10 Jahren die Beratungsstelle Sans-Papiers ins Leben gerufen, welche Menschen, die ohne gültige Papiere in der Schweiz leben (alleine im Kanton Bern sind es ungefähr deren 12’000) mit Rat und Tat zur Seite stehen bei juristischen, politischen und/oder sozialen Belangen. Dieser Verein, bei dem Fachpersonen aber auch ganz viele Freiwillige mithelfen, erfüllt auch gegen aussen eine wichtige Funktion, dokumentiert er doch die Schwierigkeit eines Lebens ohne Papiere. In diesem Sinne ist auch der Kurzfilm-Wettbewerb zu verstehen, welcher der Verein Sans-Papiers lanciert hat. Gestern wurden im Rahmen des Shnit-Festivals sämtliche Einsendungen gezeigt, wobei das Publikums-Interesse enorm war und das Kornhausforum fast aus allen Nähten platzte.

Insgesamt 16 filmische Erzeugnisse zum Thema «Sans-Papiers» waren eingeschickt worden, wobei eine enorme Vielfalt zusammenkam: von Comic bis Experimentalfilm, von Dokumentation bis Spielfilm oder Animation war alles dabei. Sämtliche Einsendungen können Sie sich hier anschauen. Den zweiten Platz und Publikumspreis abgeräumt hat «Zaungespräche» von Lisa Gerig, der Ihnen keinesfalls vorenthalten werden soll, werte KSB-Leserschaft. Drum: Film ab!